Ich bin Jahrgang 1975. Sütterlinschreiben habe ich in der 3. Klasse im Rahmen einer Schul-AG gelernt. Danach geriet es über viele viele Jahre in Vergessenheit. Nach einigen Umzügen fielen mir die Schulsachen in die Hand, darunter auch die Sütterlinhefte. Nach einiger Übung war alles wieder da. Mittlerweile schreibe ich fast alles in Sütterlin, vom Einkaufszettel bis zum Rezept. Es ist auch prima als Geheimschrift zu verwenden, wenn man nicht möchte, daß andere eigene Texte mitlesen können.
2008 kam mir die Idee, das Schreiben und Lesen auch anderen Leuten beizubringen. Meine ersten Kurse starteten an der Volkshochschule. Kaum zu glauben, die Resonanz war große Klasse. Es gibt viele Leute, die haben von Oma ein Poesie-Album, von Opa Feldpost geerbt oder sie arbeiten in Kirchenarchiven und können es nicht lesen. Mittlerweile habe ich schon unzähligen Menschen (darunter meine erwachsenen Schüler der VHS-Kurse sowie Kinder im Rahmen von Ferienpassaktionen bzw. Projekt-Wochen in der Grundschule) das Sütterlinschreiben näher gebracht. Nach über 1000 lieben Menschen habe ich das Zählen aufgegeben. Es müssten jetzt so geschätzt um die 1500 sein.
Übrigens: Als Kind, da war ich wohl so 4 Jahre alt, habe ich gerne Lehrerin gespielt. Mit meinen Puppen und Teddys war ich nach Aussagen meiner Oma immer sehr streng. Sie wünschte sich, daß ich niemals Lehrerin werden würde. Nun bin ich zumindest „Sütterlin-Lehrerin“ geworden, aber ich denke doch, daß ich heute nicht mehr „so streng“ bin.